Steckbrief

Bezeichnungen offiziellW48
umgangssprachlich
LandDeutschland (West)
Baujahrevon 1948 bis 1963 - Nachbau von 1990 bis heute
HerstellerVerschiedene Telefonbaufirmen
WahleingabeNummernschalter
WahlverfahrenIWV
Gehäusematerial DeckelBakelit/Pressstoff
Gehäusematerial BodenStahl
FarbenSchwarz, Elfenbein



W48 - Postapparat

Die dehnbare Spiralhörerschnur gab es später auf Sonderwunsch, standardmäßig hatte der Apparat eine textilummantelte Schnur aus Zellwolleisengarn (ZWEG). Gegen einen monatlichen Entgeltzuschlag konnte der Teilnehmer die Version im elfenbeinfarbigen Gehäuse mieten.



W48 mT (mit Taste)

Version des W48 mit Erd- und Flackertaste (mT). Die Taste diente zur Weitervermittlung von Gesprächen, für Rückfragen oder zur Amtsholung in Kombination mit einer Nebenstellenanlage. Diesen Apparat gab es von der Deutschen Bundespost, wenn der Teilnehmer eine posteigene Telefonanlage mietete. Er wurde auch für private Nebenstellenanlagen hergestellt, erkennbar am fehlenden "Post"-Aufdruck (oder Einprägung) auf der Bodenplatte.



W48 - Sonderausführung mit Aluminiumgehäuse

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Seltene Spezialausführung des W48 von DeTeWe aus dem Jahr 1959, bis auf den Handapparat und das Schilderrähmchen sind sämtliche Gehäuseteile aus massivem Aluminium-Druckguß gefertigt.



Funktionserweiterte Versionen des W48

Es gab einige auf dem Gehäuse des W48 basierende Versionen mit diversen Funktionserweiterungen zum Aufbau von kleineren Nebenstellenanlagen (z.B. Reihenapparate, Zwischenumschalter, Rückfrageapparate). Dabei verlagerte man die Technik, welche aus Platzgründen nicht mehr im Telefongehäuse untergebracht werden konnte (Relais, Wecker, Netzteil etc.) in einen separaten Wandanschlußkasten.

Das Bild zeigt einen Reihenapparat im W48-Gehäuse für 1 Amtsleitung und 5 gleichartige Reihenstellen (RhAp 211 1/5 von Mix & Genest, gebaut 1954). Zu diesem Apparat gehört ein Wandanschlußkasten.



Heibl W48-Nachbau von innen

Innenansicht des W48-Nachbaus von Heibl, Bj. April 1991 - den damals aktuellen Vorschriften der Deutschen Bundespost TELEKOM entsprechend. Noch durften nur Endgeräte mit Post-Zulassungsnummer betrieben werden. Der mit Staubschutzkappe versehene Nummernschalter ist eine Heibl-Bauart, verwendet wurde auch der NrS 79 mit Vollkunststoffgetriebe. Sämtliche Schnüre und der Nummernschalter werden modern mit Steckverbindern auf der Platine angeschlossen. Auch im Handapparat wurden Hör- und Sprechkapseltypen mit Steckanschlüssen statt mit Flächenkontakten eingebaut. Die Anschlußschnur war mit einem TAE-F-Stecker ausgestattet, der auch noch heute gängiger Standard ist.



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Geschichtliche und technische Hintergründe

Der Tischfernsprecher W48 war der zweite deutsche Nachkriegsfernsprecher der ehem. Deutschen Post in Westdeutschland (ab 1950 Deutsche Bundespost). Er wurde in sehr großen Stückzahlen produziert und stellte eine Weiterentwicklung des Reichspost-W38 dar. Äußerlich gleicht er seinem Vorgänger bis auf die Mikrofoneinsprache am Handapparat. Diese war beim W38 trichterförmig mit Schlitzen, beim W48 flach mit kreisförmig angeordneten Löchern. Urvater und Wegbereiter des W38 und W48 war das sogenannte "Modell 36" von Siemens & Halske aus dem Jahr 1936, welches aufgrund technischer Unzulänglichkeiten keine Postzulassung bekam. Die Bezeichnung "W48" war posttypisch und bedeutet "Wählfernsprecher mit dem Einführungsjahr 1948".

Neben der standardmäßigen Ausführung des W48 mit schwarzem Bakelitgehäuse wurde die Farbe Elfenbein auf besonderen Wunsch angeboten. Telefonapparate konnte man damals als Privatperson nicht wie heute beliebig kaufen und selbst anschließen, sondern sie waren Eigentum der Deutschen Bundespost. Sie durften ausschließlich von der Post aufgestellt und angeschlossen werden, jeder Eingriff vom Teilnehmer war strengstens untersagt. Die Post hatte bis ins Jahr 1989 das Monopol über den Telefondienst und vermietete die Apparate gegen eine monatliche Gebühr. Sonderwünsche kosteten mehr, für den W48 in Elfenbein kam ein monatlicher Entgeltzuschlag von ca. 1,80-2,30 DM (0,92 €-1,18 €) dazu. Diese "bessere" Ausführung war meist in Arztpraxen, Anwaltskanzleien, Hotels und als "Statussymbol" in gut begüterten Privathaushalten anzutreffen. Ein privater Telefonanschluß ansich war in der 1950er- und 60er-Jahren noch ein gewisser Luxus, den sich längst nicht jeder Haushalt leisten konnte. Erst ab der ersten Hälfte der 1970er-Jahre stieg die Anzahl privater Anschlüsse deutlich an, das Telefon war auf dem Weg zum alltäglichen Gebrauchsgegenstand für jedermann.

Der W48 wurde bis 1963 hergestellt, sein Nachfolger war der anfangs nur in "kieselgrau" produzierte FeTAp 611. Benutzte, zurückgenommene W48 wurden ca. noch bis ins Jahr 1967 von der Post technisch überholt, optisch aufbereitet und beim Teilnehmer wieder neu angeschlossen, zunächst parallel zum Nachfolgermodell. Man sah den W48 vereinzelt bis in die 1980er-Jahre am öffentlichen Netz der Deutschen Bundespost in Betrieb. Zahlreiche Exemplare wurden nach ihrem "Ruhestand" von der Post nicht entsorgt, man gab sie an Mitarbeiter und Interessenten ab. Das erklärt auch die große Anzahl der noch existierenden Apparate. Heute ist der W48 für Liebhaber und Sammler der Inbegriff des "klassischen Telefons" in Deutschland schlechthin geworden und erfreut sich seit Jahren großer Beliebtheit. Ein technisch intakter W48 kann noch einwandfrei in Betrieb genommen werden, allerdings bieten heute die verschiedenen Provider wie z.B. die Deutsche Telekom keine analogen Telefonanschlüsse mehr an. Man kann den Apparat aber via VoIP an einem modernen Internet-Router mit Anschluß für analoge Telefone betreiben, der das traditionelle Impulswahlverfahren (IWV) unterstützt. Dazu gehören beispielsweise die Fritz!Boxen des Berliner Herstellers AVM. Falls nicht, gibt es Wahlumsetzer (Konverter) zu kaufen, die auf elektronischem Weg die Wählimpulse in Töne für das Mehrfrequenzverfahren (MFV) umwandeln und einfach zwischen W48 und Router geschaltet werden. Auch eine impulswahlfähige Telefonanlage kann zum Anschluß eines W48 über einen Router verwendet werden.

Anläßlich des Jubiläums "500 Jahre Post" im Jahr 1990 wurde von den Wilhelm Heibl Werken GmbH & Co. KG, Selbitz und von Friedrich Reiner GmbH & Co. KG in Landau an der Isar (Telefonmanufaktur.de) eine originalgetreue Neuauflage des W48 hergestellt, die man bei der Deutschen Bundespost TELEKOM für ca. 250,00 DM (127,82 €) käuflich erwerben konnte. Das Modell von Heibl war nur eine Auflage in begrenzter Stückzahl, Reiner produziert den Nachbauapparat aufgrund seiner Beliebtheit bis in die Gegenwart, inzwischen seit über 30 Jahren (das Originalmodell wurde nur 15 Jahre hergestellt). Die Gehäuseteile werden laut Hersteller immer noch aus dem ursprünglichen Werkstoff in den Originalpressen gefertigt. Das Innenleben beider Nachbauten allerdings ist modern als gedruckte Schaltung auf einer Platine aufgelötet, auch ist statt der heute nicht mehr zeitgemäßen Kohlesprechkapsel eine verschleißfreie, dynamische Transistor-Sprechkapsel mit wesentlich besserer Sprachqualität eingebaut (die sich auch ohne weiteres beim Originalmodell nachrüsten läßt). Äußerlich sind die Nachbauten vom Original nur durch einen Blick auf die Bodenplatte zu unterscheiden.

Gebrauchte Originalmodelle des W48 sind noch problemlos und zahlreich erhältlich, bei manchen ist allerdings das Bakelit in einem schlechten Zustand (schwarze Modelle matt, fleckig und rau - elfenbeinfarbige teilweise schneeweiß ausgeblichen), oft bedingt durch Lagerung über Jahrzehnte in feuchten Kellern oder auf im Sommer sehr heißen Dachböden. Man bekommt so gut wie alle Ersatzteile, vieles auf dem Gebrauchtmarkt und auch Neuteile aus Lagerrestbeständen von Firmen.



Technische Merkmale




Schaltplan

    Download: > Schaltplan_w48a_mT_wasser.pdf < (201,814 kB)
    Download: > Stromlaufplan_Tischapparat_w48a_mT_Sz.pdf < (205,355 kB)
    Download: > tisch_w48_m_T.pdf < (296,541 kB)



Anleitungen W48 Nachbauten

Bedienungshinweise zum den W48-Nachbauten, herausgegeben von der Deutschen Bundespost TELEKOM im Jahr 1990 und vom Hersteller Friedrich Reiner Telekommunikation GmbH & Co. KG.







Links

W48 bei alte-telefone.de
W48 bei erel.de
W48 bei erel.de
W48 bei meinetelefone.de
W48 bei w48.de.tl



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